Samstag, 9. Juni 2007

Von Gipfelstürmern, grünen Männchen und Ninjas

Liebe Leser, ich habe so einen Hals.

Da ist der leidige und darüberhinaus auch noch unglaublich teure G8-Gipfel endlich vorbei; die einen sind zufrieden ob der tollen Kompromisse, die sie zum zehnten Mal gefunden haben, die anderen sind enttäuscht, weil ihre Erwartung war, daß sich die Regierungschefs der acht bedeutendsten Staaten unseres Planeten auf einen Master-Plan zur "Rettung der Welt in 10 Jahren" o.ä. einigen.

Politik, wie immer.

Nur an einem wird freilich heftige Kritik geübt. Wegen der Ausschreitungen, die das Spektakel in Heiligendamm begleitet hatten. Wegen des Eindringens einzelner Demonstranten in die Sperrzone. Wegen der Ausartung des Protests in sinnlose Gewalt.
Das alles kann, wie wir wissen, nur einer Schuld sein.

Aber wer? Die Rede ist natürlich vom Polizisten.

Die Deeskalationsstrategie der Polizei hat offensichtlich versagt. Das Ergebnis sind volle U-Haftzellen, unzählige Verletzte auf beiden Seiten und natürlich schlechte Reklame für unser Land. War die Polizei nur unfähig, diesen Ausbruch der Gewalt in unseren Städten zu verhindern? Oder war sie etwa nicht willens? Die fehlende Rücksichtnahme für die Demonstranten spricht doch schon Bände; die Versammlungsfreiheit in unserem Lande befindet sich, wie wir sehen, in einem Zustande, der mit der Volksrepublik China vergleichbar ist. Heiligendamm und Rostock sind unsere Plätze des Himmlischen Friedens.

Alle sind sich einig: Die Ignoranz der Polizei muß aufhören, wenn wir nicht in einem Terrorstaat leben wollen! Freie Meinungsäußerung muß gewährleistet werden und die Deeskalationskonzepte unsere Ordnungshüter müssen um Einiges verbessert werden, um solches in Zukunft zu verhindern!

Soso.

Nein, im Ernst: Wo leben wir eigentlich???
Da kommen Demonstranten an und demonstrieren (wie es ihre Natur ist) gegen den G8-Gipfel, für dessen Sicherung die Polizei dort in Hundertschaften abkommandiert wurde. Zugegebenermaßen demonstrieren viele da friedlich und das ist dann ja auch legitim.
Und dann betreten die "Autonomen" die Bühne, "Schwarzer Block" und wie sie alle heißen, und gehen auf die Polizei los.

Und was hört man als Kommentar in unserer Republik? Na klar: "Die Deeskalationsstrategie der Polizei hat (komplett) versagt."


Freunde des Longdrinks, die Polizei ist nicht - Nordpol Ida Cäsar Harald Theodor - dafür verantwortlich, daß potentielle Verbrecher (ja, genau: Verbrecher, wenn nicht gar Terroristen!) in ihren Häusern bleiben und Mohnstriezel essen, anstatt auf die Straße zu gehen und Randale zu machen.

Nein, wirklich nicht.

Die Polizei, liebe Regimekritiker, ist ein Apparat, der das notwendige Mindestmaß an öffentlicher Ordnung sichern soll, indem Verbrecher verfolgt und der Justiz übergeben und darüberhinaus kleinere Ordnungsvorschriften kontrolliert werden.
Die Polizei ist kein Erziehungsamt, das Leute mit Lutschern und Luftballons dazu bringen soll, lieb zu sein.
Natürlich gehört es zu den Aufgaben eines Polizeibeamten, mögliche Gewalttäter von einem möglichen Wutausbruch nach Möglichkeit abzuhalten. Aber manchmal gibt es eben kein "möglich"!

Bei Menschen wie dem "Schwarzen Block" gibt es nichts zu "deeskalieren", die sind schon eskaliert, wahrscheinlich von Geburt an oder sie haben die Eskalation mit der Muttermilch eingeflößt bekommen und zum sechsten Geburtstag ihr lächerliches Ninja-Kostüm. Apropos: Was ist eigentlich aus dem Vermummungsverbot in Deutschland geworden? Gibt's das eigentlich noch? Anscheinend nicht, oder es interessiert niemanden mehr so richtig.

Die Polizei reagiere zu "repressiv"... liebe Leute, die Polizei ist repressiv! Polizisten sind keine Sozialarbeiter, Polizisten sind die körperliche Manifestierung des staatlichen Gewaltmonopols. Diese Gewalt kommt dann eben auch, wenn es sich nicht vermeiden läßt, zur Anwendung - und wenn die Gegenseite von Anfang an auf Gewalt aus ist, liegt die Vermeidung nicht mehr in den Händen der grünen Männer.

Wenn jemand zu einer Demonstration geht mit der festen Absicht oder auch nur mit der grundsätzlichen Bereitschaft, dort gewaltsam gegen die Ordnungshüter oder gegen sonst irgendwen vorzugehen, ist das Spiel schon gelaufen. Da kann die Polizei machen, was sie will, aber mehr als Schadensbegrenzung wird da nicht mehr drin sein.

Daß in unserer Gesellschaft - obwohl: vermutlich ist das fast überall so - ein Problem mit der zunehmenden Zahl gewaltbereiter Extremisten besteht, darüber wird gern hinweggeschwiegen. Die Polizei ist natürlich ein idealer Sündenbock - Polizisten kann nämlich sowieso niemand leiden, weil sie einen blitzen, wenn man zu schnell fährt, weil sie einen immer dann anhalten, wenn man zufällig seinen Führerschein zuhause hat liegen lassen oder "nur ein Glas" getrunken hat, usw.

Fragen wir uns nicht, wie wir das Thema am besten beiseite oder auf wen wir es abschieben können. Fragen wir uns doch stattdessen, wo diese Radikalisierung insbesondere im sogenannten "linken" Spektrum, das heißt in diesem Falle bei den Autonomen, Kommunisten, Anarchisten, selbsternannten "Antifaschisten" usw., herkommt.
Ich selbst bin ja Student an einer größeren deutschen Hochschule, und als solcher sieht man so einiges. Plakate, Flugblätter, Transparente, Megaphone, T-Shirts: Alles ist toll, sofern es gegen die "Faschisten" oder die "Bonzen" geht. Wobei "Faschisten" in diesem Falle heißt "Leute, die nicht meiner Meinung sind" und "Bonzen" soviel wie "Menschen, die einer ordentlichen Arbeit nachgehen und dabei unmoralischerweise ein Gehalt jenseits der Armutsgrenze erwirtschaften".

Wer die Definition von Faschismus kennt, der weiß, daß das faschistisches Gedankengut ist, daß unter dem Deckmantel des "Antifaschismus" unters willige Volk gebracht wird.
Dagegen müßte man vorgehen, dagegen müßte man protestieren, solchen Leuten müßte man versuchen zu erklären, daß das, was sie da von sich geben, Mumpitz ist. Aber es traut sich keiner, weil eben jeder weiß, daß das gewaltbereite Leute sind und man außerdem ja nicht gegen "Antifaschisten" argumentieren kann, denn dann muß man ja logischerweise ein Faschist sein. Da ist es natürlich bequemer, sich mit ihren Ansichten einfach anzufreunden. Klingt vertraut, ist es auch, aber was soll man machen?

Gar nichts. Die Polizei wird's schon richten!

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Du hast sehr schön aufgezeigt, wie heutzutage mit Begriffen wie "Antifaschismus" jongliert wird um damit nicht nur Position gegen die Neonazis zu beziehen, sondern auch gezielt alle Andersdenkenden zu diskreditieren, denn die "Anti-Faschisten" sind natürlich allein ihres Namens wegen schon moralisch im Vorteil. Was sich allerdings hinter dieser Marke, diesem Etikettenschwindel möchte man sagen, sonst noch alles verbirgt, dass möchte die Öffentlichkeit nicht wahr haben oder nimmt es in vielen Fällen sogar willfährig hin.

Gruß
Mathias